Seit heute hat die Hermann-Zilcher-Straße einen neuen Namen: Theresia-Winterstein-Straße. Nach einem sehr langen & nervenaufreibenden Prozess haben wir letztes Jahr im Stadtrat beschlossen, dass die Hermann-Zilcher-Straße umbenannt wird, weil sich der Namensgeber durch seine Aktivitäten während des Nationalsozialismus diskreditiert hat. Ich habe mich damals für die Umbenennung stark gemacht, denn Zilcher war bereits vor 1933 im deutsch-völkischen Block aktiv, äußerte sich in der Weimarer Zeit nationalistisch und veröffentlichte Artikel in einem rechtskonservativen Hetzblatt. Unter dem NS-Regime selbst nutzte er die Strukturen von Staat und Partei für seine Karriere.
Die neue Namensgeberin der Straße, Theresia Winterstein, war eine Sintiza und hat als Sängerin und Tänzerin in Würzburg gearbeitet. Ihre zwei Zwillingstöchter, Rita und Rolanda, wurden in der Würzburger Uniklinik Opfer von “medizinischen” Experimenten. Rolanda starb nach wenigen Wochen. Rita überlebte. Theresia Winterstein selbst wurde nach der Geburt ihrer Töchter zwangssterilisiert. Seit den 1950er Jahren kämpfte sie für die Anerkennung des ihr zugefügten Leids und wurde zu einem Sprachrohr der Sinti:zze und Rom:nja in Deutschland.
Bei der heutigen Neubenennung der Straße waren auch Theresia Wintersteins Tochter Rita und weitere Familienmitglieder dabei. Auch als 80-Jährige kämpft Rita gegen das Vergessen und berichtet als Zeitzeugin von der Verfolgung und Diskriminierung, unter der Sinti:zze und Rom:nja gelitten haben.
Ich bin sehr froh, dass wir als Stadt Würzburg mit der Straßenumbenennung zum einen Konsequenzen aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Hermann Zilcher gezogen haben und zum anderen auch einen Beitrag leisten, auf die Verfolgung der Sinti:zze und Rom:nja aufmerksam zu machen.
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